KREIS WARENDORF Immer mehr Menschen besuchen einen Erste-Hilfe-Kursus: NRW-weit stieg die Zahl in den vergangenen zwei Jahren um ein Drittel.
Und auch im Kreis Warendorf ist diese Entwicklung erkennbar. Das ist zumindest die Erfahrung, die Detlef Weißenborn vom Kreisverband Warendorf-Beckum des Deutschen Rotes Kreuzes gemacht hat. „Genaue Zahlen liegen mir zwar nicht vor, aber die Teilnehmerzahlen sind durchaus gestiegen“, sagt der Erste-Hilfe-Beauftragte auf Anfrage unserer Zeitung.
Die steigende Nachfrage führt Weißenborn auf die Umstrukturierung der Kurse zurück. Nach einer Novellierung im Jahr 2015 werden die Inhalte nun statt an zwei Tagen an einem Tag vermittelt. „Das hat viele dazu ermutigt, ihre Kenntnisse wieder aufzufrischen“, sagt er.
Europäische Standards
Mit dem neuen Konzept hat man die Ausbildung der Ersthelfer an europäische Standards angepasst und ist gleichzeitig den deutschen Arbeitgebern entgegengekommen. So ist auch bei den betrieblichen Ersthelfern der gewünschte Erfolg eingetreten. „Für Firmen ist es interessant, wenn sie auf ihre Leute nur noch einen Tag verzichten müssen“, sagt Weißenborn.
Aber lernen die Teilnehmer dann nicht auch weniger? Die Frage kann Weißenborn getrost verneinen. So seien die Kurse inzwischen einfach anders strukturiert und wesentlich praxisorientierter. „Zum Teil wurden sogar neue Inhalte mit aufgenommen“, sagt der Experte und führt als Beispiel die Herz-Lungen-Wiederbelebung durch Defibrillation an.
Um die Inhalte allerdings im Notfall sicher abrufen zu können, empfiehlt Weißenborn alle zwei bis drei Jahre eine Auffrischung. „Aus unserer Sicht wäre das am besten sogar jährlich der Fall.“
Keine Angst haben
Im Rettungsdienst habe er klare Unterschiede zwischen Erster Hilfe in Betrieben und im Alltag wahrgenommen. „In Firmen sind die Ersthelfer sicherer und haben keine Angst“, sagt der DRK-Mann. Er führt diese Attribute darauf zurück, dass betriebliche Ersthelfer ihre Schulung ständig wiederholen. So können sie die geübten Handgriffe im Notfall wie einen Automatismus abrufen. Dagegen hätte der Normalbürger meist nur einmal im Leben einen solchen Kursus besucht, nämlich kurz vor Erwerb des Führerscheins. Bei vielen kann das schon Jahrzehnte vorbei sein. Übriggeblieben sind dann oft nur rudimentäre Kenntnisse.
Ersthelfer-Kurse sollen den Menschen die Angst nehmen, Erste Hilfe zu leisten. „Wer einen Kurs belegt hat, weiß einfach, welche ersten Schritte man unternehmen muss“, wissen die Anbieter. Denn in Notfällen seien die ersten Minuten extrem wichtig.