Weltmeisterlich!Sonntag, 24. Dezember 2017

An der kleinen Dampfmaschine hat Theo Rosendahl viele Jahre getüftelt. Foto Evering

DRENSTEINFURT Vorsichtig dreht Theo Rosendahl an den Ventilen. „Die braucht ein paar Minuten, um warm zu werden“, sagt er und meint die kleine Dampfmaschine – das Herzstück der „Thore“. Vier Jahre hat er daran getüftelt. Jetzt läuft sie einwandfrei und macht das Schiff schön flott.

Das Modellbauvirus hat den Drensteinfurter vor Jahrzehnten gepackt. Begonnen hat er mit Segelfliegern. Während eines verregneten Familienurlaubs kaufte Rosendahl dann einen Baukasten mit einem Schiffsmodell. „Und da war es passiert“, erinnert er schmunzelnd. Was als Hobby begann, wurde zur Erfolgsgeschichte. Bei vier Weltmeisterschaften hat der heute 81-Jährige zwei Goldmedaillen, eine silberne und eine bronzene gewonnen. Neun Mal ist er Deutscher Meister geworden. Unzählige Pokale, Trophäen und Urkunden zieren Wohnzimmer und Keller des Ehepaares Rosendahl am Hermann-Löns-Weg.

Dort im Untergeschoss hat Rosendahl sein Reich. In den Schränken lagern die etwa 20 Modelle: vom 1,60 Meter langen, historischen Segler über das Dampfschiff bis hin zum kleinen Fischerboot. Besonders viel Arbeit steckt in den Modellen der Funktionsklasse, mit denen Rosendahl an dutzenden Meisterschaften im In- und Ausland teilgenommen hat. Es geht darum, die Realität so detailgetreu wie möglich abzubilden. Da wirft der Fischer tatsächlich seine Angel aus, wartet ein paar Minuten und zieht dann einen dicken Brocken an Land. Am Bug fällt plötzlich ein Matrose über Bord, der Kapitän wirft den Rettungsring hinterher. Gesteuert wird dieses Miniaturleben über kleine Winden. Mehr als 80 solcher lebensnahen Funktionen weisen gute Modelle auf.

Freundschaftsdienst

Als Theo Rosendahl zum ersten Mal in der Funktionsklasse angetreten ist – eigentlich nur als Freundschaftsdienst –, hat er gleich den zweiten Platz belegt. Und das mit einem Modell, das nur wenig konnte. Der Ehrgeiz war geweckt. Er holte sich Tipps, wie er sein Schiff verbessern konnte. „Und bei den Landesgruppenmeisterschaften im Jahr darauf habe ich dann gewonnen“, erzählt der Vater und Großvater, der seine gesamte Familie mit seiner Leidenschaft angesteckt hat. Tochter und Sohn waren eine Zeit lang ebenfalls mit ihren Schiffsmodellen bei Wettbewerben erfolgreich. Mit den Enkeln hat Theo Rosendahl früher viel gebastelt. Und Ehefrau Anneliese steht sowieso voll hinter ihrem Mann. „Wenn sie nicht mitkommen konnte zu einer Meisterschaft, dann bin ich eben nicht gefahren“, sagt er. Sonst hat das Paar, das seit 54 Jahren verheiratet ist, einfach noch ein paar Tage Urlaub drangehängt.

Nur 1991 in Russland war Theo Rosendahl auf sich allein gestellt – und wurde zum ersten Mal Weltmeister. Geduld und eine ruhige Hand müsse man haben, um diesem Hobby nachzugehen. Der ehemalige Klempner und Installateur verbringt auch heute noch viel Zeit damit, seine Schätzchen, die zum Teil schon viele Jahre und sogar Jahrzehnte auf dem Buckel haben, zu hegen und zu pflegen. Besonders am Herzen liegt ihm die „Emspünte“, ein Schiff, an dem er sechs Jahre gebastelt hat. „Ich kann mich sowieso schwer von meinen Modellen trennen. Aber die ‚Emspünte‘, die gebe ich nicht ab“, sagt er mit Bestimmtheit.

"Intermodellbau"

Seit 2009 ist der Stewwerter nicht mehr bei internationalen Wettbewerben am Start. „Das war schon mit viel Stress und Fahrerei verbunden“, sagt Theo Rosendahl. Heute nimmt er mit seinen Modellen nur noch an Freundschaftstreffen in der Region und einmal im Jahr im September an den Alemannen-Meisterschaften am Bodensee teil. Außerdem fährt er seit 35 Jahren zur „Intermodellbau“ in Dortmund, führt dort auf Einladung des Dachverbandes „Nauticus“ seine Schiffe in den großen Wasserbecken vor. Die nächste Messe ist vom 19. bis 22. April 2018.

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Beitrag von: Nicole Evering
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